2012 - 06 - Prophet der Apokalypse by Manfred Weinland

2012 - 06 - Prophet der Apokalypse by Manfred Weinland

Autor:Manfred Weinland [Weinland, Manfred]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Die wenigen Stunden Schlaf, die sich an die Übersetzung des De-Landa-Dokuments anschlossen, gerieten zur Schwerstarbeit für Toms Unterbewusstsein. Als er am Morgen erwachte, fühlte er sich wie gerädert von den Träumen, die ihn heimgesucht hatten. Sie waren alle nur um das Grab im Dschungel gekreist und um die Frage, wie er dorthin gelangen konnte.

Die Erwähnung eines Ortes, den Diego de Landa als den »wohl sichersten der Welt« bezeichnete und der nur mit einem »Schlüssel« in Form eines Armreifs erreichbar war, hatte seine Fantasie mächtig angekurbelt.

Plötzlich hatte er wieder ein Ziel. Ein überaus vielversprechendes sogar. Und darüber musste er mit jemandem reden, der sein Vertrauen genoss!

Er kroch zu Maria Luisa, die sich zum Schlafen wieder zu ihrem Bruder gesellt hatte. Sie reagierte schon auf die erste sachte Berührung, zuckte zusammen, öffnete die Augen und fragte: »Ist etwas passiert?«

Er beruhigte sie, während sich neben ihr auch Alejandro zu regen begann.

Tom legte den Zeigefinger auf den Mund. Maria Luisa nickte und flüsterte: »Müssen wir schon aufbrechen?«

Er schüttelte den Kopf und winkte sie von Alejandro weg, der sich auf die andere Seite gewälzt hatte und offenbar wieder in Tiefschlaf gefallen war.

Sie stiegen die Leiter hinunter und zogen sich in einen Winkel zurück, der weit genug entfernt war, um Alejandro nicht aufzuwecken.

»Bevor es nach Mexiko geht«, nahm Tom den Faden wieder auf, »müssen wir erst einmal eine Möglichkeit finden, von hier fort zu kommen. Unser Wagen fällt aus. Wir werden mit Ana sprechen müssen.« Er machte eine kurze Pause. »Aber bevor das geschieht, sollten wir etwas Grundsätzliches klären.«

Er wurde abgelenkt, weil die Leiter hinter ihm knarrte. Als er sich umdrehte, sah er Alejandro schlaftrunken heruntersteigen. Maria Luisa eilte ihm sofort entgegen, in Sorge, dass er stürzen könnte. Aber alles ging gut, und Alejandro präsentierte sich wenig später in besserer Verfassung, als Tom ihn je zuvor erlebt hatte. Er wirkte aufgeräumt und ruhig, ohne sich komplett in sich selbst zurückzuziehen.

»Okay«, sagte Tom Ericson, »wenn wir schon mal alle zusammen sind, können wir es auch gleich für alle klären.«

»Du klingst so melodramatisch«, sagte Maria Luisa.

Alejandro sagte gar nichts, blickte nur interessiert.

»Mit Melodramatik hat das nichts zu tun – nur mit offenen Karten.« Tom erklärte den Geschwistern, dass er beschlossen hatte, sich auf schnellstmöglichem Weg nach Yucatán zu begeben, um Ts’onots Grab aufzuspüren.

»Was erhoffst du dir davon?«, fragte Maria Luisa.

Tom klopfte gegen den Lederbeutel an seinem Gürtel. »Der ›Mann in Weiß‹ und seine Bande sind hinter dem Himmelsstein her. Wir drei sind im Grunde völlig bedeutungslos für ihn. Er will das Artefakt, um damit irgendeine Teufelei in Gang zu setzen. Ich glaube nicht, dass man damit wirklich die Welt in den Untergang stürzen kann – die Maya bezogen das wohl eher auf die ihnen bekannte Welt, nicht auf die ganze Erde – doch Schaden anrichten sehr wohl.«

Im Gegensatz zu Maria Luisa nahm Alejandro die bisherigen Fakten gelassen auf, was darauf hindeutete, dass er eben doch nicht so genau hinhörte. Oder dass er den Weltuntergang als nichts besonders Tragisches empfand.

»Wie genau das vonstatten gehen soll, weiß ich nicht«, fuhr Tom Ericson fort.



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